Arbeitskleidung: Inspiration aus der Sportmode für den Beruf - dhz.net

2022-06-25 05:54:15 By : Ms. Gina Qings Jewelry

Berufskleidung hat sich längst zu einem funktionellen Outfit gemausert. Dass sie teilweise an Sports- und Outdoorwear erinnert, ist kein Zufall.

Berufskleidung hat in der Vergangenheit eine unglaubliche Transformation durchlebt und sich vom einfachen Blaumann zu einer auf Ergonomie, Komfort zugeschnittenen, modernen Workwear gemausert. An dieser Entwicklung war die in der Freizeit getragene Sport- und Outdoor-Kleidung nicht ganz unschuldig.

Ihr war es durch neue Produktionstechnologien (zum Beispiel nahtlose, "seamless" Shirts) und Materialien gelungen, immer bessere Funktionen in die Kollektionen einzubringen: Sportkleidung wurde immer flexibler, leichter und bequemer und konnte dadurch eine uneingeschränkte Bewegungsfreiheit bei sportlichen Aktivitäten gewährleisten. Dazu kamen Eigenschaften wie Feuchtigkeitsmanagement, was für ein gutes Trocknungsverhalten schweißnasser Oberteile sorgt.

Und auch das Zwiebelprinzip – ein aufeinander abgestimmtes System von Oberteilen (teilweise auch Hosen) – sorgte für hohen Komfort, denn durch die richtige Kombination ließ sich das Outfit ganz einfach an die jeweils herrschenden klimatischen Bedingungen anpassen.

Dieser zunehmende Komfortgrad von Freizeitkleidung blieb nicht ohne Folgen für die Berufskleidung: Was im Privatleben möglich war, sollte nun auch bei der Arbeit machbar sein. Für manche Gewerke, die – wie das Friseurhandwerk – in ihrer Kleidungswahl sehr frei sind und keine extremen Verschmutzungen kennen, war der Umstieg einfach: Sie konnten Sportswear tragen und davon ausgehen, dass die Kleidung selbst bei der empfohlenen Waschtemperatur von maximal 40 Grad wieder sauber wird.

Allen anderen Berufen blieb dieser Weg jedoch versperrt, denn der für Freizeitaktivitäten entwickelten Kleidung fehlen sehr wesentliche Attribute, die bei der Arbeit unabdingbar sind. So muss Workwear zuallererst besonders robust, widerstandfähig und haltbar sein, um die Beschäftigten gegen mechanische Verletzungen und chemische Substanzen zu schützen. Für die Kollektionen werden daher häufig Mischgewebe aus Baumwolle (Co) und Polyester (PET) in sehr stabilen Konstruktionen (zum Beispiel Köper oder Ripstop) eingesetzt.

Um ausreichenden Schutz gegen Scheuern, Reißen oder Abrieb zu bieten, ist außerdem ein Mindest-Materialgewicht (je nach Konstruktion ab 200 g/m2) notwendig. Sportswear besteht hingegen aus sehr leichten Textilien, deren Hauptaufgabe die Klimaregulierung und gegebenenfalls eine leichte Kompression ist, die aber keine Schutzfunktion über­nehmen.

Ein weiterer, wesentlicher Unterschied zwischen Sportswear und Workwear besteht in deren Produkteigenschaften. Während die Funktionswäsche bei fast allen Sportarten getragen werden kann, muss Berufskleidung auf die Bedingungen einzelner Gewerke zugeschnitten sein. Die Unterschiede äußern sich unter anderem in verschiedenartigen Taschenkonzepten, der Ausstattung mit Gürtel- und Hammerschlaufen, Reflexpaspeln und Ösen, verdeckten Reißverschlüssen und Knöpfen, Stretcheinsätzen sowie dem Vorhandensein von Kniepolstertaschen.

Außerdem hängt die Zusammenstellung der Kollektion vom Einsatzgebiet der Beschäftigten ab. So ist bei Indoor-­Berufen die Auswahl an Oberteilen und Hosen reduziert, da hier keine Wind-, Wetter und gegebenenfalls Warnkleidung gebraucht wird. Bei Outdoor-Berufen sind solche Teile hingegen unerlässlich.

Eine wichtige Rolle spielt auch die Verarbeitung der Kleidung: Doppel- oder Dreifachnähte an besonders belasteten Stellen oder zusätzliche Nahtverriegelungen bei Tascheneingriffen, Reißverschlüssen oder dem Trägeransatz bei Latzhosen verstärken die Robustheit von Workwear-Hosen und -Jacken.

Die besonderen Fertigungsmerkmale von Berufskleidung sind einem weiteren, wesentliche Aspekt geschuldet, nämlich der Tragedauer und den daraus resultierenden Waschbedingungen. In den meisten Handwerken (Ausnahme: Lebensmittelbereich) wird Berufskleidung nur einmal wöchentlich gewechselt, weshalb sie dementsprechend verschmutzt sein kann. Damit Fett, Öl, Baustellenschmutz, Klebstoffe und Co. beim Waschen wieder herausgehen, muss die Kleidung daher bei möglichst hohen Temperaturen gewaschen werden können und/oder die Bedingungen der Mietwäsche aushalten, also leasinggeeignet sein. Sportswear ist diesen Anforderungen nicht gewachsen – auf dem Pflegeetikett wird mitunter nur ein Schonwaschgang bei Niedrigtemperaturen empfohlen. Daher bleibt so mancher Geruchsstoff auf dem Outfit zurück, was die Lebensdauer erheblich einschränkt.

Obwohl Sportswear die Modernisierung der Workwear ausgelöst hat, inspirieren sich die beiden Bereiche längst gegenseitig. So hat beispielsweise die hoch sichtbare Warnschutzfunktion Einzug in die Sportswear gehalten. Beim Design, bei der Passform und den Materialien – vor allem bei den Stretch-Materialien – ist es umgekehrt. Hier stammen viele Entwicklungen aus dem Sportswear-Sektor, wobei die Textilien immer auf die hohen Belastungen in Beruf und Wäsche abgestimmt werden müssen.

Die Schnittformen aus dem Sport- und Freizeitbereich könnten hingegen eins zu eins in die Arbeitskleidung übernommen werden. Allerdings wird der Größenspiegel hier zur Nagelprobe. Während im Sportsfashion-Bereich nämlich meist bei 2XL Schluss ist, müssen Jacken- und Hosen-Modelle im Mietservice und Fachhandel auch in der Größe 5XL oder sogar 6XL angeboten werden -­ und diese Adaption ist fürwahr eine sportliche Leistung.

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